Searching Lucy (Christina Stein)

Veröffentlicht am 23. April 2021 um 17:20

Achtung, diese Rezension kann Spuren von Spoilern enthalten. Aber nur kleine.

Seit Ambers Zwilling Lucy verschwand, bricht Amber in ihrer Nachbarschaft ein. Weil Lucy kann doch nicht tot sein!? Außerdem ist Lucy nicht die Einzige in der Familie, die einfach so „weg“ ist. Nur ein Monat vor Lucy verschwand Ambers Vater genau so spurlos. Aber Amber gibt nicht auf, sucht immer weiter nach Lucy. Denn dass diese tot ist? Nein, das kann Amber einfach nicht akzeptieren.

Searching Lucy“ hat mich vor allem dadurch überzeugt, dass alles in dem Thriller sehr authentisch wirkte, um Beispiel Ambers Idee mit den Einbrüchen. Ich fand das total plausibel, und wenn meine Schwester ohne einen einzigen Anhaltspunkt verschwände, würde ich wahrscheinlich ähnlich vorgehen. (Was nicht heißen soll, dass ich eine Einbrecherin werden will oder so und auch nicht, dass ich meine Schwester sooo sehr mag) Amber bricht nämlich auch in Häuser ein, die im Endeffekt überhaupt nicht wichtig sind. Aber so ist das nun mal im wahren Leben, nicht jede vermeintlich unwichtige Spur wird am Ende doch noch wichtig.

Dieser Aspekt ist aber gleichzeitig negativ, da so der Aha-Effekt am Ende, wenn das Geheimnis gelüftet wird, fehlt. Außerdem nimmt er ein wenig die Spannung, da Amber ihre Einbrüche eher willkürlich begeht und auch nicht immer Hinweise oder Spuren findet. Es gibt zwar immer wieder Spuren im Buch, die auf den / die Täter*in hinweist, aber die habe ich am Ende alle noch einmal nachgelesen, weil sie in meinem Kopf nicht mehr so präsent waren.

Die Charaktere, vor allem Amber und ihr kleiner Bruder, haben mich bei „Searching Lucy“ am meisten überzeugt. Es gab im Buch Punkte, an denen sich Ambers Sichtweise über manches ändert, und diese sind sehr anschaulich geschildert, sodass ich sie beim Lesen richtig fühlen konnte. Genauso steht es mit den Stimmungsumschwüngen, auch die sind mir beim Lesen richtig aufgefallen und gaben der Geschichte auch ein wenig die Spannung zurück.

Dass „Searching Lucy“ im Gegensatz zu den meisten Büchern, die ich kenne, hier in Deutschland und ja sogar in Eltville spielt, hat mich echt gefreut, denn ich konnte mit den meisten Ortsangaben etwas anfangen und habe so noch mehr mit Amber „mit gesucht“.

Von den Nebencharakteren gab es für meinen Geschmack ein paar zu viele, die alle nur kurz in „Searching Lucy“ vorkamen. An sich ist das ja kein Problem. Doof wird’s erst, wenn die Person ganz am Anfang und ganz am Ende vorkommt, weil ich so bei den meisten nicht mehr wusste, wer sie jetzt eigentlich waren.

Sprachlich hat mir der Thriller mit seinen eher abgehakten und unterbrochenen Sätzen ziemlich gut gelungen, so wirkte Lucy irgendwie sympathischer und ich konnte der Handlung gut folgen. Nur ganz am Ende passieren ein paar zu viele Dinge auf einmal und ich bin nicht so ganz mitgekommen.

Trotzdem ist der Thriller insgesamt gut gelungen und erinnert mich irgendwie ein bisschen an True-Crime-Podcasts. Ich würde „Searching Lucy“ vor allem für Thiller-Einsteiger*innen empfehlen, da die Handlung nicht ganz so brutal und blutig ist.

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