High Hopes - Und der tiefe Fall, wenn sie unerfüllt bleiben

Veröffentlicht am 18. September 2022 um 14:12

Rezension von Emma

Zu ersten Mal seit Langem habe ich mich direkt, nachdem ich das Buch beendet habe, an den Laptop gesetzt und in die Tasten gehauen, dass es nur so knallt, um euch jetzt diese Rezi zu präsentieren. Und irgendwie ist das eine Prämiere, denn bisher habe ich hier (außer Schullektüren) keine wirklich schlechten Bücher rezensiert.  Warum ich für High Hopes quasi eine Ausnahme mache, könnt ihr ja gerne in meiner Rezi nachlesen😊.

Vorweg: ich habe wirklich versucht, meine Meinung so sachlich und begründet wie möglich in Worte zu fassen, und ich hoffe sehr, dass mir das gelungen ist.

Inhalt

Als Dr. Laura Collins als Assistenzärztin ans Whitestone Hospital kommt, hat sie mit einem nicht gerechnet: sich in ihren direkten Vorgesetzten, Dr. Nash Brooks, zu verlieben. (Und wir wissen ja alle, dass Lovestorys mit deinem Chef keine gute Idee sind.)

Meine Meinung

Das, was mir am Buch nicht gefällt, fängt schon bei der Protagonistin an. Laura ist angehende Ärztin, und das ist auch schon so ziemlich alles, was ich über ihre Persönlichkeit sagen kann. Denn ihr ganzes Wesen besteht aus exakt einer Sache: Krankenhaus. Mag sein, dass das realistisch ist, weil Assistenzärzt*innen so viel für den Job aufopfern müssen. Aber so hatte ich überhaupt keinen Zugang zur Story, konnte mich nicht mit ihr identifizieren und erst recht nicht mit ihr mitfiebern.

Diese fehlende Tiefe ist mir auch bei den anderen Charakteren aufgefallen, sei es Nash oder eine*r ihrer Krankenhaus-Kolleg*innen, ich weiß außer ihrem Job quasi nichts über sie. Vor allem bei Nash hat mich das gestört, er war wirklich der langweiligste Loveinterest der Welt und ich mochte ihn überhaupt nicht. Um es mit Dr. Laura Collins‘ Worten zu sagen: Er ist ein „Penisarschhaar“.

Ein paar der Nebencharaktere mochte ich trotzdem ganz gern und sie waren teilweise der einzige Grund, das Buch nicht abzubrechen: Ian, Jess, Grant, Sierra und vor allem Zeenah sind echte Schätzchen.

Zudem ist das alles echt klischeehaft. Ich meine: Die junge Assistenzärztin und ihr Vorgesetzter – warum nicht einfach mal andersherum? Das macht die Beziehung der Beiden super vorhersehbar, schließlich ist ihre Liebe 🌠verboten🌠 und nicht nur sie selbst stehen ihrer Lovestory im Weg, sondern auch das Krankenhausmachtgefüge.

Aber nicht nur die Lovestory ist so super vorhersehbar, auch im Rest des Buchs passieren ständig super unrealistische Dinge (Beispiel: Handy fällt ins Klo, wenn du es dringend brauchst (die besseren Beispiele spoilern alle)), und diese Dinge sind dann auch noch super vorhersehbar. In den meisten Fällen wusste ich schon drei Kapitel vorher, was passieren wird (wenn du das Handy halt auf einen wackeligen Badschrank legst, ja dann fällt es eben ins Klo). An Stellen, wo ich mir Spannung gewünscht hätte, gab es keine, an anderen Stellen (vor allem die letzten 50 Seiten) wurde total zwanghaft Spannung erzeugt, was dann auch nicht viel besser ist. Einige Aspekte im Buch waren ja grundsätzlich eine ganz nette Idee, wurden dann aber leider nur oberflächlich kurz angekratzt und nicht wirklich thematisiert, da hätte man sich das auch gleich sparen können.

Auch Ava Reeds Schreibstil hat mir nicht so gefallen, dadurch fiel es mir total schwer, im Buch zu bleiben und in die Geschichte abzutauchen, irgendwie komme ich nicht mit der Art zurecht, wie Ava Reed ihre Sätze bildet.

Etwas am Buch, worauf ich mich nach dem Klappentext gefreut hatte, war die Stadt Phoenix als Schauplatz, da ich so eine Wüstenstadt voll spannend finde. Leider gibt es aber null Phoenix-Vibes, die Stadt war total austauschbar und hatte absolut keinen Welcome-Home-Faktor, was ich an Büchern immer so gerne mag. (Und im Krankenhaus bin ich logischerweise nicht zuhause.)

Okay, aber ein Buch kann ja nicht nur schlecht sein. Tatsächlich gibt es einen relativ großen Punkt, den ich loben möchte: ich fand es richtig toll, was für eine Vielfalt an Krankenhaus-Themen Ava Reed anspricht. Ob es um Leistungsdruck, Belastung oder anderes geht, ich mochte, wie reflektiert und differenziert der Job als Assistenzärzt*in dargestellt wurde.

             Fazit

Ärztin werde ich nicht und um Fahrstühle mache ich in nächster Zeit lieber einen Bogen. (Nein, das kann ich nicht genauer ausführen. Spoilert den Cliffhänger.) Aber kann ich euch empfehlen, das Buch zu lesen? Nein, wohl eher nicht.


Allgemeine Infos

High Hopes - Whitestone Hospital 1 | geschrieben von Ava Reed | erschienen 2022 im LYX Verlag | 415 Seiten | dieses Buch besteht den Bechdel-Test | Disclaimer: Die Rechte am Cover liegen beim Verlag

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Johannaaaaaaa
Vor 2 Jahr

Hallöle,
da habe ich mich ja erfolgreich gegen das Buch entschieden - mir geht es da wie dir, meine beiden gelesenen von ihr waren auch etwas an den Haaren herbeigezogen, klischeehaft, vorhersehbar und für meinen Geschmack nicht wirklich flüssig geschrieben, aber zumindest "Die Stille meiner Worte" doch irgendwie schön.

Dieser Kommentar ist vom Satzbau auch nicht wirklich eine Meisterinnenleistung, einfach mal alle Gedanken in einen Satz gestopft. Aber egal, ich schick's jetzt so ab, wird ja kein ganzes Buch draus gedruckt ;)